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Respekt bekommt man nicht, Respekt nimmt man sich

Warum trifft es immer die Guten? So oder so ähnlich klingen viele Sätze, die ich in meinen Coachings immer wieder zu hören bekomme. Denn es stimmt, meistens sind es wirklich die scheinbar guten Menschen, die an der Nase herumgeführt werden. Jene, über die hinweg entschieden wird, oder die, die immer übrig bleiben, während andere auf der Überholspur an ihnen vorbeiziehen. Aber warum ist das so?

Zuallererst müssen wir den Begriff „gut“ definieren. Denn was ist überhaupt ein guter Mensch? Die meisten Menschen, die von sich selbst behaupten, zu den Guten zu gehören, beschreiben sich selbst als fürsorglich, freundlich, hilfsbereit, sie würden nie im Leben jemanden vor den Kopf stoßen und sind oftmals ruhig und zurückhaltend.

Von anderen werden sie oft mit „Ja, ist eh nett“ beschrieben. Übersetzt heißt das so viel wie „Du bist mir nicht wichtig genug, dass ich mir mehr Gedanken über dich mache“, und das finde ich persönlich richtig schade. Bestimmt hast du auch schon eine Person vor Augen, auf die das genau zutrifft. Ist es die Chefin, dein Partner, ein Familienmitglied oder ein Bekannter? Ganz egal, denn bevor du etwas dagegen tun kannst, musst du wissen, was genau dich daran so triggert.

Die sechs Grundbedürfnisse

Tony Robbins beschreibt oftmals, dass jedes Verhalten von Menschen auf sechs Bedürfnisse zurückzuführen ist. Diese teilen sich wiederum in vier Grundbedürfnisse und zwei spirituelle oder geistige Bedürfnisse auf.

Grundbedürfnisse

  •      Sicherheit
  •      Unsicherheit/Abwechslung
  •      Anerkennung/Wichtigkeit
  •      Liebe/Beziehung

 

Spirituelle Bedürfnisse

  •      Wachstum
  •      Sinnstiftung

Das Bedürfnis nach Sicherheit beschreibt, dass jeder Mensch Beständigkeit im Leben braucht, etwas, woran er/sie sich festhalten kann. Das können Dinge, Geld oder auch Menschen sein. Dagegen beschreibt Unsicherheit den Drang nach Abenteuer. Auch diese können unterschiedlich aussehen. Auf jeden Fall wäre ein zu 100 Prozent durchgeplantes Leben ziemlich langweilig.

Der Wunsch nach Anerkennung und Wichtigkeit beschreibt uns als soziale Wesen. Wir möchten von anderen gesehen werden. Dafür gibt es oft die unterschiedlichsten Strategien. Der eine tut dies durch hohen Leistungsanspruch, die andere durch ihren Humor. Alles, was dazu beiträgt, gesehen zu werden, fällt in diese Kategorie. Das kann sogar merkwürdige Ausprägungen annehmen wie übermäßiges Jammern und Beklagen, eben alles, was die Aufmerksamkeit von anderen Menschen anzieht.

Und das Bedürfnis nach Liebe und Beziehungen bedeutet, dass wir in soziale Interaktionen treten, Gemeinschaften bilden und uns anderen verbunden fühlen möchten.

Die beiden spirituellen Bedürfnisse beschreiben einerseits, dass jeder Mensch in irgendeiner Art und Weise wachsen möchte. Denn Leben bedeutet Fortschritt, und wer sich nicht entwickelt, stirbt früher oder später.

Sinnstiftung schlussendlich bezieht sich auf den Beitrag, den wir in der Welt oder der Gesellschaft beisteuern möchten, das, was wir zurückgeben.

Schritt 1: Kenne deine Trigger

Jeder Mensch hat alle in sich vereint, die Frage ist nur, welchen Stellenwert jedes einzelne für jeden von uns hat. Für die eine ist vielleicht ein sicheres Einkommen, eine eigene Wohnung, eine feste Beziehung und Beständigkeit wichtig, während der andere gerne herumreist, unterschiedliche Lebenspartner und Freunde hat und möglichst abwechslungsreich leben will.

Der Nächste wiederum möchte im Rampenlicht stehen und bewundert werden, während die andere alles für tiefgreifende Beziehungen und die Liebe zu anderen Menschen tun würde. Bei den meisten Menschen sind übrigens die ersten Grundbedürfnisse am stärksten ausgeprägt.

Konntest du dir deine interne Rangliste machen? Welches Bedürfnis befriedigst du momentan am meisten, welches ist am wichtigsten? Und dabei meine ich nicht, welches du gerne hättest, sondern wie es momentan aussieht.

Hast du das erstmal herausgefunden, wirst du viele Antworten auf die Frage bekommen, warum du dir keinen Respekt verschaffen kannst. Traust du nicht, Nein zu sagen, weil du die Beziehung nicht gefährden willst, dann liegt es wahrscheinlich am Bedürfnis „Beziehung/Liebe“. Aber auch „Sicherheit“ kann dafür verantwortlich sein, denn dann hast du eher Angst davor, zu verlieren, was du schon besitzt.

Je nachdem, was es ist, hat es unterschiedliche Auswirkungen, denn die Bedürfnisse wollen ja trotzdem befriedigt werden. Und überwindest du dich schlussendlich, doch für deine Meinung einzustehen, dann riskierst du damit, eines der Bedürfnisse nicht mehr so befriedigen zu können wie bisher. Die Konsequenz daraus ist also, sich den Risiken bewusst zu sein und sich andere Wege zu suchen, sie zu befriedigen.

Schritt 2: Werde unantastbar

Willst du respektiert werden, gehst du immer gewisse Risiken ein. Denn hast du dich schon mal gefragt, was Respekt ausmacht, wie man ihn bekommt? Frag ich doch mal selbst. Hast du mehr Respekt vor der Kollegin, die dem Chef die Meinung sagt, oder dem Kollegen, der lieber still ist und dafür in sicherer Umgebung in der Kaffeeküche über die Probleme in der Firma jammert. Wahrscheinlich von ersterer. Denn Respekt bedeutet für sich einzustehen. Seine Werte zu kennen, nach ihnen zu handeln und, wenn es notwendig ist, sie auch zu kommunizieren.

Machst du dich damit beliebt? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Denn Respekt hat immer mit Risiko zu tun, und vielleicht hast du auch schon erkannt, dass Menschen, die Risiken eingehen, oftmals interessanter sind. Vergiss nie, es ist normal, den Wunsch nach Beliebtheit und Anerkennung in sich zu tragen. Es ist eines der Bedürfnisse, die jeder hat. Dafür brauchst du dich nicht zu schämen. Genauso ist es normal, sich nach anderen Bedürfnissen zu sehnen.

Gehe also das Risiko ein, dein Bedürfnis offen zu kommunizieren. Denn sobald du das tust, wird aus einer vermeintlichen Schwäche eine Stärke, denn dann bist du unangreifbar. Wirst du immer überstimmt und ist dein Bedürfnis Signifikanz, dann sprich offen aus, dass du dich nicht wertgeschätzt fühlst und dir das persönlich wichtig ist. Kannst du dich nicht durchsetzen und ist Beziehung/Liebe dein wichtigstes Bedürfnis, dann sag einfach, dass du deine Meinung sagen willst, gerade weil dir die Beziehung wichtig ist oder aber dass du zwar gleich dagegenhalten wirst, es aber die Beziehung nicht beeinflussen soll, weil dir das wichtig ist.

Natürlich ist das am Anfang komisch, weil du es wahrscheinlich noch nie getan hast, aber du schlägst damit gleich drei Fliegen mit einer Klappe.

  1.     Du öffnest dich und erlaubst anderen somit, dich besser zu verstehen.
  2.     Menschen, die Schwächen offenbaren, wirken sympathischer.
  3.     Und sie sind gleichzeitig weniger angreifbar.

Schritt 3: Respekt bekommt man nicht, Respekt nimmt man sich

Vielleicht warst du bisher immer der Meinung, dass andere rücksichtslos, unfreundlich oder sonst was sind. Oder aber du dachtest, du hast einfach einen Nachteil aufgrund deiner Herkunft, deiner Geschichte oder des Aussehens. Aber das sind alles nur Ausreden. Denn es ist immer einfacher, die Schuld bei etwas zu suchen, was du nicht beeinflussen kannst. Doch damit ist jetzt Schluss.

Denn wenn du jetzt beschließt, ab jetzt respektiert zu werden, dann liegt es ganz alleine an dir, jetzt die notwendigen Schritte zu machen. Folgendes kannst du gleich umsetzen:

  1.     Schreibe dir deine wichtigsten Bedürfnisse aus der Liste oben in deiner Reihenfolge auf ein Blatt Papier (wenn du es noch nicht getan hast).
  2.     Sobald du das Gefühl hast, nicht respektiert zu werden, mach dir den Grund dafür bewusst.
  3.     Kommuniziere klar und deutlich, was dir wichtig ist.

Wie oben bereits beschrieben, es ist nicht einfach, und vielleicht wird es dir am Anfang noch schwer fallen. Aber Veränderung beginnt immer mit dem ersten Schritt. Den hast du getan, indem du diesen Beitrag bis hierhin gelesen hast. Jetzt geht es darum, den nächsten zu setzen.

Vergiss nicht, dass sich die Veränderungen nicht von heute auf morgen einstellen werden. Aber wenn du dir jeden Tag deine Bedürfnisse vor Augen hältst, sie von Zeit zu Zeit überarbeitet und dir selbst am wichtigsten bleibst, verspreche ich dir, dass es nicht lange dauern wird, bis du endlich den Respekt hast, den du verdienst.

Alles Liebe,
Mario

Photo by Priscilla Du Preez on Unsplash

myNLP Team

Die Redaktion von myNLP besteht ausschließlich aus NLP LehrtrainerInnen, ausgebildet von Dr. John Grinder (ITANLP), die wertvolle Inhalte auf dem Blog von myNLP veröffentlichen. Zu den Redakteuren zählen auch die beiden Gründer von myNLP, Mario Grabner und Patrik Shnawa.
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