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Gehirngerechtes Lernen mit NLP

Der aktuelle Weltrekord für den 200 Meter Sprint liegt bei 19,19 Sekunden.

Genau solange braucht der größte Mentalist der Welt, um sich die Reihenfolge eines kompletten 52 Karten Poker-Decks zu merken.

In 19,19 Sekunden merkt er sich somit im Schnitt mehr als zwei Karten pro Sekunde. Im Anschluss kann er das komplette Deck auswendig in richtiger Reihenfolge, mit korrekter Wertigkeit, Farbe und Kartensymbol aufsagen.

Eine mehr als beeindruckende Leistung. Die Technik, die dafür verwendet wird, möchte ich dir heute zeigen. Sie wird Method of Loci oder auch Memory-Palace genannt.

Natürlich kann man damit nicht nur Kartendecks auswendig lernen, diese Form der Erinnerungsabspeicherung eignet sich perfekt für jede Form des deklarativen Wissens. Egal ob Uni-Stoff, Relevantes für die Arbeit, eine Telefonnummer oder auch simple Dinge wie eine Einkaufsliste, mit der Method of Loci lassen sich Dinge auf einprägsame Weise sehr schnell lernen.

Ursprünglich entwickelt wurde die Methode bereits in der Antike. Cicero soll sie beispielsweise verwendet haben, um sich die wichtigsten Punkte seiner Rede zu merken.

 

Wie funktioniert die Method of Loci?

Der Name Method of Loci leitet sich von dem lateinischen Begriff locus, der „Ort“ oder „Platz“, ab.

Einfach ausgedrückt, verknüpfst du Dinge, die du dir merken möchtest, auf einprägsame Weise mit bestimmten Orten entlang eines Weges. Dies hilft dir dabei, die verknüpften Dinge leichter wieder abrufbar zu haben und verhindert, dass du etwas vergisst. Dafür nimmst du am besten einen Weg, den du häufig verwendest oder einen Ort, den du häufig besuchst. Einige Beispiele, die sehr gut funktionieren:

  • Dein täglicher Weg zur Arbeit/Uni/Schule etc.
  • Dein Lieblingsspaziergang
  • Deine Wohnung/Haus
  • Ein Museum, das du gerne besuchst
  • Die Stockwerke eines Gebäudes
  • Ein öffentlicher Platz

 

Generell sollte es einfach ein Ort oder Weg sein, den du sehr gut in Erinnerung hast und dir gut vorstellen kannst. Du solltest dabei auch an einige Einzelheiten und Details denken können. Diese werden später als Ankerpunkte für die zu merkenden Dinge verwendet. Es geht natürlich auch ein fiktiver Ort, Hauptsache du hast eine sehr lebendige Vorstellung davon.

Cicero nahm dafür beispielsweise das Forum Romanum. Er verknüpfte die wichtigsten Punkte seiner Rede mit für ihn relevanten Orten am Forum Romanum. Wenn er redete, schritt er in Gedanken das Forum ab und konnte so perfekt die Struktur seiner Rede abrufen.

Wie er das genau gemacht hatte, werde ich dir nun anhand eines kleinen Beispiels vorführen. Als Ort verwende ich die Altstadt von Innsbruck. Durch diese gehe ich täglich. Du kennst sie vielleicht selbst, oder kannst sie dir für eine bessere Nachvollziehbarkeit sogar mit Google Streetview selbst durchwandern. Als kleines Beispiel nehme ich eine kurze Einkaufsliste mit Dingen, die ich benötige.

Salat, Bananen, Milch, Huhn, Eier, Tomaten, Radieschen. Diese werde ich nun mit Orten entlang des Weges verknüpfen. Je plastischer und komischer du diese Verknüpfung gestaltest, desto besser merkst du sie dir auch. Ich werde dir nun meine Einkaufslisten-Story erzählen:

 

Der Weg

Ich gehe in die Altstadt von Innsbruck und benutze dazu den Eingang auf der Innseite bei der Ottoburg. Vor dieser sitzt Heidi Klum und isst – wie sollte es auch anders sein – einen Salat.

An ihr gehe ich vorbei und bemerke mitten am Weg auf Höhe des Hotels Goldener Adler eine Bananenschale in heimtückischer Manier am Boden liegen. Sie lauert unachtsamen Passanten auf, bereit, sie nieder zu strecken. Einen hat es bereits erwischt, er ist ausgerutscht und hingefallen. Dabei hat ist er auf die Packung Milch gefallen, die er zuvor gekauft hatte. Die Milch ist nun überall verteilt und kleidet den Pflaster-Weg hinter der Banane in ein winterliches Weiß.

Vor dem Goldenen Dachl beweist ein Huhn gerade, dass wissenschaftlich geklärt ist, dass es vor dem Ei dagewesen sein muss. Ei enthält ein Protein, das nur von Hühnern produziert werden kann. Demonstrativ legt das Huhn im Namen der Aufklärung ein Ei der Erkenntnis.

Das gefällt dem beim Stadtturm versammelten Pöbel natürlich gar nicht. Er wirft mit knallroten Tomaten nach dem ketzerischen Huhn.

Noch etwas weiter vorne beim Swarovski-Geschäft in der Altstadt gibt es nun eine neue Kollektion. Die Radieschen Kollektion. Die wunderschön in Magenta glänzenden Radieschen-Klunker können ebenfalls gefahrlos von unten betrachtet werden.

 

Was hat dies aber nun mit Lernen zu tun?

Einfach alles. Erinnere dich kurz zurück: Welche Dinge standen auf der Einkaufsliste? Nimm dir kurz Zeit und gehe für dich noch einmal in Gedanken den Weg ab und wiederhole die Einkaufsliste.

Du hast dir alle sieben Gegenstände gemerkt? Wunderbar! Solltest du dir noch nicht alle gemerkt haben, so versuche es doch mit deinem eigenen Weg oder Ort und deiner eigenen Einkaufsliste nochmal. Je abstrakter, desto besser!

Loci oder der Gedankenpalast beruhen einerseits auf dem psychologischen Konzept des Primings und dem VAKOG-Modell aus dem NLP:

Priming bedeutet, dass neues Wissen an bereits vorhandenes Wissen angeknüpft werden muss, damit wir es uns leichter oder überhaupt merken können. Deshalb nutzen wir auch einen Weg oder Ort, den wir besonders gut, fast schon im Schlaf kennen.

Das VAKOG-Modell besagt, dass wir Dinge umso emotionaler erleben, je detailgetreuer und mit umso mehr Sinnen wir sie erleben. Vielleicht musstest du während der obigen Geschichte ab und zu schmunzeln? Umso besser, je mehr Emotionen die Geschichte in dir weckt, desto besser merkst du sie dir. Sie kann deshalb durchaus verrückt oder unrealistisch sein, solange sie Emotionen in dir erzeugt.

Natürlich funktioniert dies genauso auch mit allen anderen Dingen, die du dir merken musst.

Grundsätzlich sind dieser Methode keine Grenzen gesetzt und das mit ihr abgelegte Wissen bleibt wesentlich besser und länger erhalten. So kannst du dir über die Zeit deinen eigenen Memory-Palace erschaffen, den du jederzeit erweitern, überschreiben oder wieder abrufen kannst.

Wer die Serie Sherlock schaut, weiß nun, wie Sherlock Holmes sich seinen Gedankenpalast erschaffen hat. Cicero speicherte so seine Reden und wieder andere schaffen es so, sich ein volles Kartendeck in unter 20 Sekunden zu merken.

Ein Grundcredo im NLP ist es, das zu verwenden, was funktioniert und das Leben erleichtert. Diese Methode ist wahnsinnig hilfreich und wird durch den gekonnten Einsatz des VAKOG-Modells noch effizienter. Ich kann gar nicht sagen, durch wie viele Prüfungen mich die Method of Loci in Rekordzeit gebracht hat. Deshalb freut es mich besonders, dieses Wissen mit dir zu teilen.

Ich weiß nicht, in welchen Lebensbereichen dir diese Lerntechnik weiterhelfen wird. Ich wünsche dir allerdings viele bereichernde Erfahrungen und noch mehr Spaß beim Experimentieren mit der Method of Loci. Denke immer daran, Übung macht den Meister und der Weg ist in diesem Fall wirklich das Ziel!

Alles Liebe,
Matthias

myNLP Team

Die Redaktion von myNLP besteht ausschließlich aus NLP LehrtrainerInnen, ausgebildet von Dr. John Grinder (ITANLP), die wertvolle Inhalte auf dem Blog von myNLP veröffentlichen. Zu den Redakteuren zählen auch die beiden Gründer von myNLP, Mario Grabner und Patrik Shnawa.
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